Montag, 7. Juni 2010

Kinglines


Fürstlich begann der Highlinetrip in Monaco. Ich denke jeder der die Line auf dem Landcruisingblog einmal gesehen hat, weiss warum wir unbedingt zu diesem einen Spot mussten. Vor allem, weil ich bereits vor 3 Jahren zum klettern dort war und damit die Schönheit und Möglichkeiten vor Ort kannte.
Diesmal war es Anatolij, der unseren Trip weg von Creux du Van in den Süden Frankreichs lenkte.


Wie immer packten wir viel zu schwere Rucksäcke, streckten den Daumen raus und trampten ersteinmal nach Fribourg, um dort einen kleinen Zwischenstop einzulegen und von dort aus zu viert (mit der unbeschreiblichen Kathi) weiter nach Monaco zu trampen.
Nach ungezählten Kilometern und Stunden an der Autobahn, erreichten Grischa und ich als Team nach 2 Tagen gegen nachts um zwölf den Tete du Chien. Die anderen beiden waren schon lange vor uns am Ziel und es erfreute uns nach der mühsamen Reise umso mehr, dass wir zwischen den Lichtern der Stadt bereits eine komplett fertig aufgebaute Highline ausmachen konnten. (wenn auch etwas improvisiert, hatten wir doch auch noch einige Teile in unseren Rucksäcken)

Die nächsten Tage waren unbeschreiblich schön. Die Bilder sagen wohl genug dazu.. und wir konnten uns die nächsten 3 Begehungen der Line sichern.



Da wir 3 Tage am selben Spot waren, kam uns irgendwann die Idee der Jungs von slack.fr und wir installierten einen BigSwing an der Highline.
Es hat über 3Stunden gedauert, das permanete Dauergrinsen wieder aus unseren Gesichtern zu bekommen... und nein, wir sind keine Adrenalinjunkies.




Daniel, der die Line leider nicht komplett begehen konnte, flog am 26. bereits zurück nach Deutschland. Es gibt wohl auch Wichtigeres als highlinen.
Wir drei blieben noch einen weiteren Tag, denn die Presse von Monaco hatte sich angekündigt und wir landeten prompt auf der Titelseite der Morgenzeitung mit Verweis auf einen halbseitigen Artikel.
Tatsächlich kannten uns einige Menschen am nächsten Morgen oder das Feedback lag einfach nur an der Waterline über'm Mittelmeer, zwecks Körperhygiene für die nächsten Trampeinheiten nach Millau.



Erstaunlicher Weise kamen wir trotz 3 Personen mit 100kg Gepäck relativ gut voran.
Wirkliche Probleme wurden uns erst in Millau bewusst. Bis hierhin hatte nämlich niemand geplant. Wir wussten überhaupt nicht wo wir genau hin wussten, nicht einmal den Namen des Spots und unser Französisch beschränkte sich auf einige Floskeln.
Zum Glück fiel uns ein Prospekt der diesjährigen Natural Games in die Hände mit dessen Hilfe es dann doch recht schnell ging zumindest in den 30 Autominuten entfernten Gorges du Jonte zu gelangen. Ein paar Anrufe später hatten wir Frederik Zimmermann an der Leitung, der uns zumindest eine annähernde Wegbeschreibung für den restlichen Fußmarsch organisierte. Doch der hatte es in sich..
Nach einer schlechten Nacht in einer Parkbucht, machten wir uns ohne Frühstück auf den Weg. Natürlich verliefen wir uns. Aus halber Verzweiflung fanden wir dann doch den richtigen Weg durch eine versteckte und überwachsene Schlucht neben der "Kathedrale" nach oben. Die Passage war mit Fixseilen gesichert, verlangte uns aber alles an unseren hungrigen Kraftreserven ab. Am Ziel waren wir erstmal etwas enttäuscht vom Spot. Der Name Kingline schien recht unpassend. Der Spot sah garnicht soooo lang aus, war maximal 25m hoch und es gab reichlich Bäume und Büsche die den Platz nicht sehr exponiert aussehen ließen. In dem Canyon schien es hunderte bessere Spots zu geben als diesen hier. Also erstmal Nudeln mit Dosenmais, Energie für die bevorstehenden Kletterpassagen. Oben angekommen enttäuschten uns ebenfalls die scheinbar planlos gesetzten Bohrhaken. Ein gutes Kräftedreieck sah anders aus. Allerdings wurden aus dieser Perspektive die Ausmaße der Line deutlich sichtbarer. Nach knappen 3 Stunden war der Aufbau bereits fertig, sogar fehlerfrei und wir hatten sogar noch genug Motivation die letzten Stunden Sonnenlicht mit Begehungsversuchen zu verbringen.



Diese zeigten uns dann aber, das der Name Kingline doch völlig verdient ist. Die Line ist lang. Extrem lang für eine Highline. Von oben nimmt man auch den Abbruch keine 2m neben der Line war, der 200-300m in die Tiefe saugt. Die Line ist auch bei weiten nicht so hart gespannt, wie noch beim Tapen vermutet. 60m Highline mit 1,50 Durchhang sind nicht grade Traumwerte.
Ich darf die ersten Versuche wagen, komme aber nicht sehr weit. 10 Schritte und das Monster wirft mich spätestens ab. Bei Grischa läuft es etwas besser, aber bei weitem nicht gut.
Dann kommt Anatolij. Ungewohnt nervös sucht er passende Musik in meinem MP3-Player, seiner ist seit Tagen leer. Was dann passiert, hat vorher nur Damian Cooksey geschafft. Er steht einfach auf, kämpft und läuft das Ding OnSight. Beim Weg zurück macht er nur einen Sturz und holt sich direkt danach den FM. Hier nochmal unseren vollsten Respekt für diese unglaubliche Weltklasseleistung.
Grischa und ich sind nochmal dran und versuchen bis 22 Uhr unser Glück. Bis hinter die Mitte tragen uns unsere Füße. Wir merken deutlich, dass es auch für uns mehr als möglich ist, unsere Freude ist grenzenlos. Wir wollen nichts als Essen und Schlaf um am nächsten Tag einen weiteren Versuch zu starten. Zuerst müssen wir aber wieder runter ins Dorf, wir haben kein Wasser mehr, dafür einen besseren Weg zurück.
Mitten in der Nacht kommen wir im Dorf an, für ein Bier reicht es gerade noch so, dann dürfen wir endlich an einem Wegrand einschlafen..



2 Stunden später weckt uns Nieselregen. Einpacken und umziehen in einen alten gemauerten Ofen. Die Nacht ist wenig erholsam, der Regen hört ebenfalls nicht richtig auf. Am nächsten Morgen gesellt sich Wind dazu. Oben an den Fixpunkten kann man teilweise nicht mal abseits der Slackline stehen ohne sich gegen den Wind lehnen zu müssen, der Himmel macht nur selten eine Pause. Erneute Versuche sind völlig chancenlos. Enttäuscht sitzen wir den ganzen Tag unter einem Felsvorsprung und warten ab. Der nächste Tag ist nur noch schlimmer, ausserdem bestätigt sich, dass Bernhard und Marty nicht nachkommen. Einzelheiten erspare ich mir. Wir bauen ab und gehen runter.



Dort werden wir immerhin von einem befreundeten Fotografen abgeholt und anschließend königlich bewirtet. Wir drei schaufeln alles rein was uns vorgesetzt wird. Vielen Dank für die Gastfreundschaft!
Eine Dusche später werden wir zur Péage in Millau gebracht uns sind nur 1 1/2 Tage später wieder in Deutschland.
Ende Juni gehts zurück, dann sind die Natural Games. Fast alle die wir in den letzten Monaten kennen lernen durften werden ebenfalls dabei sein und noch weitere unglaubliche Highliner nehmen den langen Weg auf sich. Wir wissen, das die Kingline möglich ist. Was braucht man mehr für Vorfreude?

1 Kommentar:

  1. Schönes Ding Jungs und Hut ab. Wurde Zeit des die Line Wiederholer findet und ihr habt euch das Ding verdient. Euer Stil ist cool.
    Bis denne Damian (LC)

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