Samstag, 26. März 2011

Frühlingsboten

Es gibt doch eine Saison und sie hat definitiv jetzt begonnen.
Nach langem Überlegen mit wem, wohin und wie lange der nächste Trip sein wird, kam am Ende nichts raus. Lange Zeit hatte niemand eben diese. Abitur und Geld haben momentan irgendwie Priorität. Grischa ist noch eine Weile in Thailand, Daniel lernt und lehrt Jonglieren und macht überhaupt allerlei Zeugs, was ihm einen längeren Woanders-Aufenthalt nicht möglich macht.
Am Ende konnte ich allerdings Fabi für einen 8-Tagetrip gewinnen, mit der Hauptidee sich im Tessin ein bisschen Sonne zu erschnorren und vorher noch zur Ruine Reussenstein zu fahren.


Also ging es wieder spontan mit dem Daumen Richtung München, denn zum Glück hatte auch noch Hannes 2 Tage frei. Es ging fast direkt weiter nach Stuttgart, wo Lukas, der Ho und Fabi zum Anslacken bereits 2 schöne Lines bei der Burgruine installiert hatten. Vielen Dank dafür, arbeitsfrei highlinen ist einfach Luxus. Apropo Luxus, die Verbindung wurde diesmal mit einem Quattrocopter hergestellt. Sweet. Beide Lines wurden bereits letztes Jahr erstbegangen.
Wir begannen mit der kleineren, "In between" 28m lang und in etwa 20m hoch. Man merkt die lange Pause. Ungewohnt schneller Herzschlag, ich fühle wie ich im Sitzen nach vorne kippe, bevor ich merke das mir meine Sinne nur wieder einen Streich spielen. Ich sitze immernoch völlig normal. Die Routine vom letzten Jahr wird ausgekramt und Hannes und ich laufen das Ding dann doch irgendwie OS und FM.
Die zweite Line, die auf den Namen "Scorpio" hört, ist da schon anders. 55m lang und verdammt slack. Es kostet uns mehrere Versuche überhaupt ins Laufen zu kommen. Nur Lukas spaziert scheinbar von einem zum nächsten Ende. Eine größere Pause und einen Musikwechsel später gelingt mir das zum Glück auch. Bei allen anderen bleibt es leider bei Versuchen, wenn auch ziemlich guten..
Am späten Nachmittag wollte Lukas noch eine weitere Highline spannen. 77m standen auf dem Programm. Allerdings hatten wir etwas Bedenken, ob der markante Felspfeiler auf der Burgseite dieser Belastung standhalten würde. Wir entschieden uns gegen direktes Umschlingen, aber für Einbohren und Umlenken. Beim Blick in den Wergzeugkasten wurde aber auch dieser Plan gecancelt, waren doch verpeilter Weise nur 10er Bohrer für 12mm Haken vor Ort. Und das gleich 3mal...
Es blieb genug Motivation um trotzdem noch eine 65m lange Alternative zu riggen. Wir benötigten nur knapp eine Stunde für den Aufbau, verschoben aber die ersten Begehungsversuche auf den nächsten Tag. In der Nacht kam noch Christian Krr aus der Dunkelheit herangetrampt und gesellte sich zu uns ans Feuer.
Der Morgen brachte nur für Lukas einen HM auf dem neuen Projekt. Die Line war so dermaßen locker und unleveled, dass ich mich relativ schnell dazu entschloss meinen Tag gechillter zu verbringen als auf ausgerechnet diesen 25mm.. man kann sich also noch eine Erstbegehung abholen..
Fabi und vor allem Hannes rockten noch die kleine Line mit Swami. Christian verbrachte gefühlte 4Stunden auf der 55er, schaukelnd, laufend, sitzend, betrachend. Leider ohne eine Begehung, aber scheinbar trotzdem glücklich.. naja, so solls ja auch sein..

Show down

Wenigstens Daniel hat mal was Richtiges gelernt und und kann deshalb recht gut turnen. Abgesehen von Muskeln und ner vernünftigen Motorik hat ihm das aber auch Kontakte eingebracht.
Diese brachten uns vor mittlerweile schon einigen Monaten ins Darmstadtium, zum Turnerkongress des HTV. Daniel leitete zwei Workshops und wir wurden darüber hinaus noch in die von Bea König organisierte Galashow eingebunden.
Diese wurde schon Wochen vorher geplant, stiess aber wie immer auf heftige Probleme mit der praktischen Durchführung vor Ort. Es bleibt wahrscheinlich immer eine Krankheit dieser Sportart, dass man andauernd erklären muss was man vorhat, welche Kräfte wirken werden, usw. usw...
Letzen Endes gab es keine geeigneten Fixpunkte im Großen Saal in dem der Auftritt stattfinden sollte. Wir suchten also den gesamten äusseren Bereich ab und hielten die Augen nach Spannmöglichkeiten offen. Brandschutztüren und Glasfassaden machten es uns nicht einfach, aber schließlich fanden wir eine Möglichkeit im Foyer vor dem Saal zwei parallele, etwa 10m lange Highlines zu spannen.

Während also die Gäste buffetessender Weise auf den Einlass warteten, spazierten wir über ihren Köpfen umher und versuchten einiges an Tricks abzuspulen. Leider waren die Lines zu kurz für manche Bewegungsabläufe, Applaus gabs trotzdem reichlich.
Später gings dann doch noch auf die Bühne, menschlichen Fixpunkten sei Dank. Da man bei dieser Spannmethode jedoch recht eingeschränkt ist, wurde als "Notlösung" noch unser letzter Trailer gezeigt.
1300 Zuschauer staunten und raunten nicht schlecht als die Highlinebilder über die Grossleinwand flimmerten. Merkwürdiges Gefühl, im reinen Wortsinn.

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass die anderen Artisten, Athleten und Künstler ebenfalls sehr gut bis atemberaubend waren. Herzlichen Dank an alle Beteiligten! Die Versorgung und Aufmerksamkeit die man uns hier geschenkt hat, waren ausnahmslos hervorragend. Organisation wie sie sein sollte!